Kölner aufgepasst! Vielleicht habt ihr dieses Angebot noch gar nicht auf dem Schirm. Unter dem Rhein gibt es einen Tunnel, den ihr besichtigen könnt - und das Beste daran: Es ist kostenlos! Die Touris müssen wir allerdings enttäuschen, denn das Angebot gilt nur für die, die im Verteilergebiet der Rheinenergie leben. Dass ich mir den Fernwärme-Tunnel der RheinEnergie ausgerechnet an dem Tag anschaue, an dem ich zu einem anderen Anbieter wechsle (Rückkehr nicht ausgeschlossen!), entbehrt nicht einer gewissen Ironie. (An dieser Stelle einen Dank für die Organisation an das tolle WECON Netzwerk Köln 2!) Doch was ist Fernwärme eigentlich?
Geschichte der Fernwärme
Och nee, Geschichte? Wie langweilig! Keine Angst, wir langweilen euch weder hier noch auf unseren Brauhaustouren mit langweiligen Daten. Uns sind kleine Anekdötchen immer etwas lieber, die behält man sich auch besser! Wusstet ihr etwa, dass schon die Römer eine Fußbodenheizung hatten? In der Tat nutzten diese damals schon heiße Quellen, um ihre Häuser mit Wärme zu versorgen. Quasi ein Vorläufer der Fernwärme. Wir überspringen den Rest der Geschichte jetzt einfach und kommen direkt darauf zu sprechen, wie das Fernwärmenetz der RheinEnergie derzeit funktioniert.
In Heizkraftwerken, die zumeist noch mit fossiler Energie betrieben werden, ging vor Nutzung der Fernwärme noch 65 % der erzeugten Energie verloren. Mittlerweile wird die Hitze, die bei der Verbrennung der fossilen Stoffe erzeugt wird, dazu genutzt, um Wasser zu erhitzen. Das wiederum wird nicht mehr einfach in die Flüsse abgeleitet wie früher, sondern in speziell gedämmten Rohren weiter in die Innenstädte geleitet. 120 Grad hat dieses Wasser. Da in den Rohren ein enormer Druck herrscht, verdunstet das Wasser nicht, der Druck erhöht nämlich den Siedepunkt. So wurde der Energieverlust auf gerade mal 11 % reduziert. Der Ausbau des Fernwärmenetzes ist allerdings ein recht kostenintensiver Vorgang und eignet sich daher nur für dicht besiedelte Regionen.
Seit wann gibt es den Fernwärme-Tunnel?
Der Bau des Fernwärme-Tunnels der RheinEnergie begann im Dezember 1983 und wurde im Oktober 1985 in Betrieb genommen. Man stelle sich mal vor: Zu der Zeit haben Bauprojekte in Köln noch so funktioniert wie geplant! Hätte die RheinEnergie nicht mal besser den U-Bahn-Ausbau übernommen... Mit Hilfe einer speziellen Bohrmaschine arbeitete man sich in knapp 25 Metern Tiefe Stück für Stück durch das Sediment unter dem Rhein entlang. Wenn ein Stein das Vorankommen blockierte, wurde mit Hilfe von Luftdruck vor dem Gerät eine künstliche Blase geschaffen, ein Mitarbeiter musste raus und hatte ein wenig Zeit, um die Quelle der Blockade zu finden. Danach ging es für ihn in die Dekompression. Die Fundstücke wurden mit Datum und Dauer der Verzögerung beschriftet und sind hier noch heute zu besichtigen. Hier handelt es sich zum einen um Steine, zum anderen aber auch um Reste der im Krieg zerstörten Hohenzollernbrücke.
Im Sommer eine schöne Abkühlung
Wir können eine Tour durch den Tunnel gerade im Sommer sehr empfehlen. Während die Stadt unter den heißen Temperaturen ächzt, genießt man hier den Spaziergang bei angenehmen 22 Grad! Anstrengend ist die Tour übrigens nicht. Naja, am Ende vielleicht ein bisschen. Denn schließlich muss man die 100 Stufen, die man zu Anfang hinabsteigt, auch am anderen Ende wieder hinaufkraxeln. Der Einstieg befindet sich in Deutz, nahe der Hohenzollernbrücke, heraus kommt ihr im Parkhaus am Musical Dome. Der Tunnel selbst ist übrigens 461 Meter lang. Wer Höhenangst hat, muss sich auch ein wenig am Riemen reißen, denn rauf und runter geht es über Gitterrosttreppen, also besser nicht nach unten sehen!
Ist man einmal unten angekommen, gibt es vom fachkundigen Angestellten der RheinEnergie natürlich auch erst mal ein paar Infos. Blickt man zunächst noch in eine dunkle Röhre, schaltet dieser dann auch schon mal von dieser Seite das Licht am anderen Ende ein. Ein Tunnel mit Licht am Ende? Nun, in diesen können wir getrost reingehen! Keine Angst, natürlich ist er während der Tour komplett beleuchtet. Dass hier das Wasser mit 30 km/h durch die Rohre schießt, ist nicht wahrzunehmen. Da keine Luft in den Röhren ist, kann nämlich nichts gluckern oder rauschen. Ist man in der mit blauem Licht markierten Mitte des Tunnels angekommen, kann es durchaus passieren, dass man das Dröhnen einer Schiffsschraube vernimmt. Der Stahlbeton, der uns umgibt, hat nämlich eine Dicke von gerade mal 30 Zentimetern. Reicht aber. Und hält angeblich so 70-80 Jahre. Kurz gerechnet: Ja, wir sind noch sicher!
Fazit: Beeindruckend allemal!
Bis zum Rhein haben wir übrigens auch noch ein paar Meter zwischen uns. Alles in allem sei gesagt: Ob ihr Interesse am Thema Fernwärme habt oder nicht, unter dem Rhein läuft man nicht alle Tage lang! Und da das Angebot auch noch kostenfrei ist, können wir es nur empfehlen! Es gibt allerdings nicht allzu häufig öffentliche Führungen, schaut doch einfach regelmäßig mal auf der Seite der RheinEnergie nach, ob aktuell Plätze frei sind, die Touren sind nämlich sehr schnell ausgebucht!
Wenn ihr eine Gruppe von 15 Personen zusammen bekommt, könnt ihr auch nach einer Extra-Tour für euch anfragen. Vergesst aber nicht, dem Guide ein kleines Trinkgeld zu geben, das hat er sich bestimmt verdient! Und wenn euch nach all der Fernwärme der Sinn nach was Kühlem steht, dann kommt doch mit uns auf eine Brauhaustour und genießt das ein oder andere Kölsch mit uns!
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