Dass wir uns dieser Thematik öffentlich stellen, war eigentlich niemals gedacht. Doch manchmal gibt es so Momente, in denen kann man einfach nicht schweigen. Und genau solch ein Moment ist jetzt.
Was ist der Auslöser? Ein Artikel des Express, der online erschienen ist. Auf Facebook. Und natürlich liest man die Kommentare. (Scrollt weiter, wir haben einen Teil der fiesesten Äußerungen in den Artikel aufgenommen und selbst kommentiert.) Und die sind in diesem Fall nicht nur widerwärtig, sondern widersprechen auch allem, für was unser schönes Köln steht. Und allem, was wir auf unseren Touren auch unseren Gästen beibringen. Nämlich, dass unsere Stadt einsteht für all seine Einwohner, all seine Minderheiten. Ich habe jahrelang in verschiedenen Brauhäusern als Köbes gearbeitet. Meine Kollegen: schwul, lesbisch, trans, schwarz, Moslems, alles gemischt. Genau das begegnet uns im Brauhaus. Daher muss der Artikel einfach sein.
Wie tolerant ist Köln eigentlich?
Also, hier mal die Fakten knallhart auf den Tisch gepackt: Köln ist tolerant. Das hält uns nicht davon ab, einen politisch inkorrekten Humor zu haben. Oder zumindest das, was nicht für korrekt gehalten wird. Nicht nur im Karneval ziehen wir über alles und jeden her. Und auch die Minderheiten bekommen hier ihr Fett weg. Warum auch nicht? Für die echten Kölschen ist das kein Zeichen von Respektlosigkeit, ganz im Gegenteil! Wenn wir Witze über Minderheiten machen, ist das schon fast eine Auszeichnung. Ihr seid hier willkommen, ihr seid ein Teil von uns, der Stadt. Also keine Angst, nehmt nicht alles bierernst, wir sind gar nicht so schlimm.
Was wäre Köln ohne die Minderheiten?
Wahrscheinlich recht traurig und noch dazu sehr leer. Köln als schwul-lesbische Hauptstadt Deutschlands blickt auf eine lange, lange Geschichte zurück. Hiermit konkurrieren könnte nur Berlin. Doch auch und gerade aufgrund unserer Geschichte gerade als Medienstadt, waren wir schon lange Vorreiter und Vorbild für die ganze Nation. Dass auch alteingesessene Institutionen in Köln, auch im Kölner Karneval, sich hier erstmal dran gewöhnen mussten, ist Tatsache. Aber sie haben es getan!
Hier wird niemand verteufelt für das, was er ist. Ja, wir können uns über einige Themen streiten. Dann nennen wir uns Vor- und Nachteile, unterhalten uns über den Sinn dahinter, aber auch wenn wir verschiedener Meinung sind, trinken wir einfach ein Kölsch danach und jot es!
Selbst bei komplexeren Themen wie dem Gendern. Auch wir von Cologne Guide reden gern offen hierüber und sagen, das ist nicht so unseres. Aber aus anderen Gründen. Denn das Gender-Sternchen etwa lässt sich für Menschen mit Sehbehinderungen, die Programme zum Auslesen von Webseiten benötigen, nicht immer ordentlich bearbeiten. Auch in Leichter Sprache ist das Gendern bislang nicht optimal für die Zielgruppe von Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen. Und wir möchten nicht, dass eine Gruppe, die unseres Erachtens nach, weit vulnerabler ist, ausschließen. Das heißt aber auf keinen Fall, dass wir irgendjemanden außen vor lassen.
Wir haben in Köln eine offen queere Community, die über 10 % der Bevölkerung ausmacht. Auch hier gibt es noch genügend Menschen, die sich nach wie vor nicht outen möchten. Ausländer machen fast 20 % unserer Stadt aus. Und jetzt vergessen wir mal den Anteil an Menschen mit Behinderungen, Schwarzen, Latinos und Asiaten, die hier geboren wurden, Juden, Moslems, Hindus, Buddhisten und und und. Köln wäre ziemlich leer. Das ist Fakt.
Und dann gibt es da diesen Artikel des Express, der über die Queer Games berichtet. Und die Kommentare darunter. Uns reicht´s. Wenn ihr nicht begriffen habt, wo ihr wohnt, dann zieht doch nach Düsseldorf. Oder Bautzen. Oder wohin auch immer. Aber verlasst unsere Stadt. Denn ihr passt nicht zu uns.
Nachfolgend zeigen wir euch mal die Kommentare und möchten an dieser Stelle auch mal darauf antworten. Wir möchten darauf hinweisen, dass diese Kommentare allesamt öffentlich gepostet wurden und wir somit keinerlei Persönlichkeitsrechte verletzen!
Nun ja, Thomas, angeblich aus Oje in der Demokratischen Republik Kongo, es wäre schön gewesen, hätten dir deine Eltern damals auch ein paar ordentliche Werte beigebracht!
Lieber Rene aus Köln, wir waren immer hier. Mit Zirkus hat das nix zu tun. Aber falls ich mal eine Stellenanzeige sehe, in der jemand einen Clown sucht, leite ich sie dir gerne weiter!
Nun, Monili, das sind wir bereits. Und Überraschung, auch das funktioniert hier in Köln. Schwule Köbesse mit muslimischen Kollegen? Keine Seltenheit! Also erweitere mal deinen Horizont, deine Mitbürger haben es schon längst getan. Du hinkst ganz schön hinterher!
Hier empfehlen wir nochmal den Blick in den Duden, falls Baiersbronn in BW noch einen auf Lager hat. Falls nicht, sammeln wir gern, um dir einen zu schicken, Uwe. Und ansonsten: Bleib mit deinen Kommentaren in deiner Heimat. Wie heißt das so schön? Wenn man keine Ahnung hat....
Sorry, hier drängt sich eigentlich keiner auf. Für die Berichterstattung können wir nichts, außerdem darfst du dir noch immer selbst aussuchen, welche Artikel du liest und welche nicht. Wir haben hier einen anerkannten Teil der Gesellschaft, der lange für diese Anerkennung kämpfen musste. Und solange es Leute gibt wie dich, Silvia, ist der Kampf wohl noch nicht vorbei.
Die deutsche Rechtschreibung und Grammatik sind verloren bei Peter. Und vielleicht noch so manch anderes...
Du meinst den Express? Stimmt, die Redaktion stellt mit Sicherheit eine Minderheit dar. Dass die aber auch ständig irgendwas schreiben müssen!!!1!!11!
Keine Angst, geht hier nur um Köln. Aber deinem Namen nach entnehmen wir, dass du wohl ein Fan von Kölsch bist!
Nein, DIE haben eigentlich den Plan, die Weltherrschaft an sich zu reißen und alle Giuseppes auszulöschen... ups... wollten wir hier gar nicht verraten ;-)
Tja, lieber Karsten, auf deine letzte Frage würden wir mal mutmaßen: einen Stock?
Nein, Dennis, keine Angst. Die sind nämlich alle schwul...
Hmm... wir glauben, der Kommentar ist für den Arsch.
Aber nur, wenn wir zuviel trinken...
Das war jetzt wirklich nur eine kleine Auswahl an Kommentaren. Doch sie ist erschreckend. Und sie steht nicht für Köln. Doch um das zu zeigen, müssen wir laut werden. Und wie heißt es in Kölle so schön? Arsch huh, Zäng ussenander!
Über alle toleranten Gäste freuen wir uns sehr und hoffen wirklich, euch mal auf einer unserer Brauhaustouren begrüßen zu dürfen. Dem Rest empfehlen wir eine andere Stadt eurer Wahl. Normalerweise würden wir ja jetzt die Stadt mit D am Anfang nennen, aber das wollen wir selbst denen nicht antun.
Bleibt uns treu, euer Team von Cologne Guide!
Dieses Thema wird immer noch zu wenig angesprochen.
Guter Artikel!